Die EU hat ihre Erneuerbare Energien Richtlinie 2009/28/EU tatsächlich prüfen lassen (wie es ihre Pflicht ist). Es geht in der Direktive unter anderem um Ökoenergie im Transport. Nicht nur um Biokraftstoff wie leider fast jeder z.B. dieser Artikel falsch behauptet. Dieser heutige FTD Artikel „EU stellt Biokraftstoffe in Frage“ scheint auf der Reuters Mitteilung von gestern zu basieren. Dort wird über geleakte Dokumente gesprochen, die damit leider nicht auffindbar und überprüfbar sind. Die bei Reuters genannten Zahlen erscheinen mir deutlich willkürlich und undifferenziert. Es soll vermutlich der Eindruck besonderer Förderungswürdigkeit von Ethanol aufgebaut werden. Die richtige Schlussfolgerung, dass die Gesamtstrategie auf Basis Biokraftstoff idiotisch ist, wird nicht gezogen.
Selbst auf europa.eu ist die korrekte Richtlinie der aktuellen Kraftstoffstrategie der EU auf den ersten Blick unauffindbar. Da wird unter dem Begriff „Kraftstoff“ ein altes Bild der Strategie von 2003 gezeigt. Das sieht dann so aus, als sei tatsächlich Biokraftstoff das Ziel. Suchen muss man im Detail unter „Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen“ und selbst hier wird in den Zusammenfassungen immer von Biokraftstoff gesprochen.
Biostrom ist die Alternative im Transport – das steht auch in der aktuellen Richtlinie. Fast alle Gutachter sagen: das wäre vernünftiger!
In Deutschland forscht das Deutsche Biomasse Forschungszentrum DBFZ und hat sich hier im Oktober 2010 im Rahmen der Berichterstattung Deutschlands an die EU dazu geäußert. Der Bundestag hat diese Info bekommen. Indirekte Landnutzungsänderungen, englisch: indirect land use change ILUC, verändern die Betrachtung der ökologischen Auswirkungen erheblich. Das DBFZ analysiert, wie zu erwarten, nur im den Bereich Biomasse. Eine Betrachtung der Gesamtsituation muss von anderer Stelle kommen. Die alternative Verwendung der Biomasse zu Strom anstatt zum Kraftstoff wird hier mit Stand März 2011 betrachtet.
Aus Biomasse Strom machen, um diesen dann zur Fortbewegung von Zügen, Autos etc. zu verwenden ist wesentlich effektiver als die Verwendung von Ethanol oder Biodiesel / Pflanzenöl im Verbrennungsmotorfahrzeug. Richtig schlau ist das aber immer noch nicht.
Spannend wird es erst, wenn Biomasse als quasi Batterie und Energiepuffer für die anderen Ökoenergien genutzt wird. Die Ergänzung zum Mini Windkraftrad und Photovoltaikpaneel am eigenen Balkon. Aber das wäre wohl zu einfach. Fänden Tankstellen- und Agrar- und Stromkonzerne vermutlich auch nicht so witzig. Wo kämen wir da hin, wenn sich jeder seinen Fahrkraftsaft selber machte.